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Im Gefolge der selbsternannten „Meister“: Engel, Erzengel und Co. - Teil 2

 

 

Die Entdeckung der Engelwelt


Dann stieß man auf eine Goldader! Ihr Name: Engel, Erzengel und Co.

Gegen Engel kann niemand etwas haben. Engel sind Geschöpfe Gottes, die in Seinem Licht leben, die Seinen Willen erfüllen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihren Erdengeschwistern zu dienen. Engel sind etwas Wunderbares, als Freunde, Helfer und Begleiter sind sie unendlich wert­voll. Sie stellen keine Ansprüche, sie sind einfach nur da (sie sind immer da), sie sind – im Gegensatz zu der Vorstellung, die viele noch von einem strengen und strafenden Gott haben – eher „harmlos“. Alles richtig; und dennoch kann man auch mit ihnen Mißbrauch treiben, sie sozusagen zweckentfremden, in­dem man sie – richtiger: ihren Namen, ihre Stellung, ihren Wert – „vor den eigenen Karren spannt“.

Damit war die Idee geboren, Engel – ja das ganze Engelwesen – als Lockmittel einzusetzen. Dies ge­schah in der nicht unberechtigten Hoffnung, dadurch viele Menschen, die ein gespaltenes Verhältnis zu Jesus Christus haben, auf die Meisterseite ziehen zu können, weil sie nicht in der Lage waren und sind, zwischen den himmlischen Boten, die im Auftrag Gottes und/oder Jesu Christi stehen, und zwischen den „Engeln und Erzengeln mit Meisterhintergrund“ zu unterscheiden. Die Rechnung scheint, wie es im Moment aussieht, vorerst aufgegangen zu sein.

Der esoterische Markt ist überschwemmt mit Engel-Büchern, Engel-Karten, Engel-Kalendern, En­gel-CDs, Engel-Horoskopen, Engel-Botschaften, Engel-Geschichten und, und, und. Alles nicht so schlimm? Keine Gefahr? Alles friedlich und unverfänglich?

Lassen wir uns nicht täuschen. Der groß angelegte Plan hat begonnen zu greifen. Selbst diejenigen, die guten Willens sind, müssen aufpassen, nicht in die geschickt aufgestellten Fallen zu gehen. Wir – das heißt die, die aufgrund ihrer Herzenssehnsucht Gott zustreben – sind aufgefordert, die Unterscheidungs­gabe zu entwickeln, nach dem Motto: Es ist nicht alles Gott, was glänzt! Das mag hier und da und hin und wieder für einen Moment schmerzen, wenn man als geschickte Täuschung erkennen muß, was sich doch so gut anhörte.

Unterschätzen wir also die Gegensatzkräfte nicht! Sie streuen in ihre, oft nur um wenige Grade verdreh­ten Wahrheiten die Lügen ein. Sie reden von Harmonie, von Liebe, von Frieden, von Gemeinsamkeiten, von Gott und davon, wieder „göttlich“ zu werden. Aber sie meinen damit etwas anderes. An ihren geschrieb­enen und gesprochen Worten läßt sich meistens nur schwer erkennen, mit welchem Geist man es zu tun hat. Das ist der Grund, warum man so oft das Gegenargument hört: „Aber daran ist doch gar nichts falsch! Da ist doch von Liebe die Rede! Warum soll ich nicht mit meinen Engeln Kontakt aufneh­men? Sie sind doch Boten Gottes!

Engel – die richtigen – sind nicht nur Boten Gottes, sie sind auch unsere Geschwister im Geiste. Auch wir sind in unserem Wesensgrund Engel, also absolut reine Geistwesen, und werden zu dieser Vollkom­menheit wieder werden, wenn schließlich unser Weg im Lichte Gottes endet. Aber die Engel, von denen ich rede, die wir meinen, lassen sich nicht von den Meistern vertreten. Diese Engel sind Kraft, Herrlich­keit und Größe; und sie sind dennoch gleichzeitig Demut, Hingabe, Bescheidenheit und tragen eine Liebe zu Gott und zu uns in sich, die wir uns in ihrem Ausmaß noch nicht vorstellen können.

Sie stehen ausschließlich im Auftrag Gottes und/oder Jesu Christi. Sie lehnen jede Erhöhung ih­rer Person ab, denn sie dienen. Sie geben jeden Dank an Den weiter, dem dieser Dank gebührt. Was nicht heißt, daß sie sich nicht über jedes „Dankeschön“ ihrer Schutzbefohlenen freuen. Was ebenso nicht heißt, daß wir ihnen nicht unsere Liebe und Freude entgegenstrahlen dürfen. Schließlich gehen wir – sie im In­neren und wir im Äußeren – den gleichen Weg. Und wenn wir uns „drüben“ einmal wiedersehen, wird es ein Fest werden.

Aber: Sie sind kein Ersatz für Gott oder Jesus Christus. Sie sind und bleiben Diener Gottes; ebenso wie wir, auch wenn wir dies noch nicht so sehen können. Sie anzusprechen in der Hoffnung, sie wären diejenigen, die uns kompetent den Weg zu Gott aufzeigen und vorbereiten können; sie aufzuwer­ten als maßgebliche Partner für unsere „Transformation“, sie um etwas zu bitten, was sie niemals erfül­len, sondern lediglich an Gott weiterleiten und in Seinen Willen legen können und werden, bedeutet: ihr wahres Wesen zu verkennen.

 

 

Schmidt oder Schmidtchen?


Bleibt also noch die Frage, um welche „Engel“ es sich handelt, die auf den verschiedenen Inter­netseiten, in den unzähligen Engel-Büchern, auf den inzwischen weitverbreiteten Engel-Karten usw. angeboten werden. Es erfordert ein wenig Mühe, sich die Angebote genauer anzuschauen oder im Internet auch ein­mal „in die Tiefe“ zu gehen, indem man nicht nur bei den oberflächlich beschriebenen Inhalten von Seminaren, Vorträgen, Büchern, diversen Videos oder CDs bleibt.

Dazu kann auch gehören, daß man sich, falls nötig, von einem Link zum anderen bewegen muß. Nicht selten wird man dann entdecken, daß Kräfte dahinterstecken, die direkt oder indirekt auf die Meis­ter verweisen. Dem nur flüchtig suchenden Betrachter erschließen sich diese Zusammenhänge zu­meist nicht. Er freut sich, auf ein Angebot gestoßen zu sein, das ihm endlich die Informationen liefert und die Wege aufzeigt, die er schon lange gesucht hat.

Aufgrund der vorherrschenden Unwissenheit kommen wenige auf die Idee, sich die Frage zu stellen: „Warum soll ich mich an die Engel wenden, wenn ich doch direkt zu Gott gehen kann?“ Wer den Engel-Umweg beschreitet, gleicht im Prinzip jemandem, der zwar mit seinem Vater im gleichen Haus wohnt, der aber glaubt, er müßte einen Familienangehörigen bitten, dem in der oberen Etage lebenden Vater et­was zu übermitteln.

Für ein solches Denken kann es meines Erachtens nur zwei Gründe geben: Entweder weiß ich nicht, daß mein Vater im gleichen Haus lebt wie ich (sonst würde ich ihn ja direkt ansprechen, sofern ich ihn mag), oder ich habe Angst oder eine unbegründete „Ehr“-Furcht vor ihm (aufgrund mangelnder Kennt­nis oder der Vermittlung eines falschen Gottesbildes), so daß ich mich nicht traue, ihn direkt zu kontaktieren.

Zu glauben, jemanden behutsam an Gott heranführen, ihn sozusagen langsam auf Gott oder Christus vorbereiten zu müssen, indem man ihm zuerst einmal die Engel nahebringt, ist irrig und zeugt von ei­nem fraglichen Gottesbild, denn die Liebe der Engel und ihr Verständnis für uns Menschen können die Liebe und das Verständnis unseres himmlischen Vaters niemals übertreffen. Auch Engelbotschaften kön­nen nie Tieferes und Größeres enthalten als das einfache Gebot der Gottes- und Nächstenliebe; und für jeden verständliche Erläuterungen, wie dieses Gebot im Alltag umzusetzen ist, gibt es zuhauf.

Was also steht in Engelbüchern Neues drin, das Gott in den letzten zweitausend Jahren nicht irgend­wann und irgendwo schon gesagt hat? Aber darum geht es den Meistern, den Gegenspielern Gottes, ja auch nicht. Warum also auch immer, das Ergebnis läuft stets aufs gleiche hinaus: ein unmittelbares, liebendes, wenn auch sicher noch zu vertiefendes Verhältnis zwischen Gott und mir mit für mich unschätzbar­en Vorteilen wird nicht gelehrt, unter Umständen erschwert oder ganz unterbunden.

Wer kann daran Interesse haben?

Das Argument: „Warum sollen denn die Engel nicht vermitteln?“, verliert aufgrund des zuvor Gesag­ten völlig an Schlagkraft. Gott ist es, der mich führen und leiten möchte. Er ist es, der mit Seiner Kraft in mir lebt und mir diese zur Verfügung stellt. Nichts und niemand anderer lebt in uns, nichts und nie­mand anderer erhält uns, nichts und niemand anderer als Er bzw. Seine Liebekraft in uns kann zu einer positi­ven Wesensveränderung beitragen.

Und seien die Worte, Empfehlungen und Aufmunterungen, die in Engel-Büchern oder sonstwo zu fin­den sind, noch so schön und richtig (was sie sehr oft sind, allerdings mit einem uns zumeist unbe­kannten Hintergrund): Es gibt überhaupt keinen Grund, sich an den „Schmidtchen“ zu wenden, wenn der „Schmidt“ nur darauf wartet, daß wir zu Ihm kommen. Es sei denn, ich vertraue dem Meister-Wort mehr als dem Gottesgeist selbst, der mich auf vielerlei Art ruft – jedoch unspektakulärer als diejenigen, die mit interessanten und farbenfrohen bis schrillen Angeboten locken und die Absicht haben, in die Irre zu füh­ren.

 

 

Hier liegen die Gefahren


Nichts geht ohne Energie. Energie wird ununterbrochen ausgetauscht, verschenkt, verliehen, abgezogen, geraubt. Das Angebot der Meister entspringt ja nicht einer selbstlos-liebenden Motivation. Dahinter steht das Bedürfnis nach Energie für eine halbwegs erträgliche Existenz, vor allem aber für ihren Kampf ge­gen Jesus Christus. Schließlich war Er es, der die Himmel wieder aufgeschlossen hat, was – wenn auch langfristig – zur Folge haben wird, daß sich immer mehr rückkehrwillige Seelen auf den Heimweg ma­chen, und damit die Macht der Dunkelheit schwindet und sich ihr Einflußbereich nach und nach ein­schränkt.

Mit jeder Aktion, und sei es nur eine gedankliche, treten wir in Kom­mu­nikation mit ähnlich- oder gleichschwingenden Energien. Es findet ein Austausch statt. Wir nehmen und geben, wir erhalten, und es wird uns genommen. Gott gibt bedingungslos; wenn Er unser Bemühen sieht, tut Er dies in reicherem Maße, wobei unser freier Wille gewahrt bleibt. Er ist nicht auf unsere Liebeenergie angewiesen (Er ist das Perpetuum Mobile!), aber Er antwortet auf jeden Schritt, den wir auf Ihn zutun, mit vielen Schritten Seinerseits.

Anders die Meister und ihr Anhang: Energie muß her, unter allen Umständen und unter Einsatz aller Möglichkeiten. Ein Tabu gibt es in diesem Kampf für sie nicht. Eine Grenze kann ihnen lediglich gesetzt werden durch diejenigen, die ihre Vorgehensweise durchschauen und die von ihnen so verlockend be­schriebenen Wege – zu denen auch die „Engel-Wege“ gehören – nicht mitgehen.

Wer seine Füße auf diese Wege setzt, gerät zwangsläufig in Kontakt mit den Meisterenergien. Natür­lich bemerkt er dies nicht sogleich. Im Gegenteil: Zuerst wird ihm ein kleiner Energieanteil geliehen (ge­liehen, nicht geschenkt!), der anfänglich für Begeisterung, Erleichterung und Hochgefühle sorgt, der aber nach nicht langer Zeit zurückgeholt wird; zurückgeholt, nicht zurückgefordert, denn dies geschieht ohne Wissen und Einwilligung des Opfers.

Einer der Wege, der dies möglich macht – vermutlich der in seiner Wirkung effizienteste –, ist der Weg der Meditation. Die meisten Menschen sehnen sich nach Ruhe, Frieden, Harmonie, nach Loslassen und Sich-fallen-lassen. Meditation kann eine wunderbare Möglichkeit sein, wenigstens für eine Zeitlang die Sorgen des Alltags zu vergessen und einzutauchen in eine innere Schwerelosigkeit. Die Frage ist nur, wer sich am anderen Ende der Energiebahn befindet, die der Meditierende ins Unsichtbare aufbaut. Sind es die Meister, dann hat er den schlechtesten Partner gewählt, den man sich denken kann. Die Ener­gie­räuber benutzen nämlich die Brücke, die er selbst in ihren Einflußbereich geschlagen hat.

Meditationen sind zwar ein wichtiges, aber nicht das einzige Instrument der Energiebeschaffung. Amu­lette, Talismane und manches mehr gehören ebenso dazu. Und wenn man liest „ … so werden sie in der Kaffeepulverd­ose aufbewahrt, um das geliebte Morgengetränk von Grund auf zu energetisieren. Auch als Raum­schutz, Legung von Schutzkreisen, Unterstützung während der Meditation oder als Traum- und Schlaf­wächter finden unsere Lichtwesen-Talismane ihren Einsatz und bewähren sich auch in diesen Berei­chen“ – dann kann einem schon ein ganz schöner Schauer über den Rücken laufen.

Wer nicht sicher ist, ob die Engel-Bücher, die er liest oder empfohlen bekommt (es gibt auch wirklich gute Bücher darunter!), aus der Meister-Ebene inspiriert sind, kann dies prüfen, indem er nach Jesus Christus sucht (oder bei einem Seminar oder Vortrag nach Jesus Christus fragt); nicht nur nach Gott, denn selbst dann, wenn er diesen Begriff erwähnt findet, ist dies kein Beweis dafür, aus welcher Quelle, welcher geistigen Feder, die Texte stammen. Er kann auch sein Au­genmerk auf die Frage richten, in welchem Auftrag die Engel stehen. „Diener der Menschheit“ sollte für den, der nicht in die Irre gehen will, als zufriedenstellende Antwort nicht ausreichen. Auch ein Blick in die im Anhang angepriesenen Bücher kann aufschlußreich sein.

Wer die Liebe zu Gott und Jesus Christus in seinem Herzen trägt, dem wird es gelingen, die Spreu vom Weizen zu trennen und unterscheiden zu lernen und noch so schön präsentierte Edelsteine nicht für Diamanten zu halten, sondern sie als das zu erkennen, was sie in Wirklichkeit sind: teure – viel zu teure – Glasperl­en.

 

Hans Dienstknecht