Das Leben, das ich selbst gewählt
In unserer Aussprache bei unserem Treffen am 10. September 2011 ging es unter anderem auch um die Voraussetzungen, die ‒ im Jenseits ‒ einer Inkarnation zugrunde liegen. Grundsätzlich gilt, daß jede Inkarnation freiwillig erfolgt, wenn auch der Himmel seine Möglichkeiten hat (*), eine Seele dazu zu bewegen, sich für eine Inkarnation zu entscheiden, weil dies für sie eine Chance darstellt, auf Erden zu lernen und evtl. auch abzutragen. In jedem Fall aber ist es die Seele selbst, die schließlich zu ihrem neuen Erdenleben ja sagt, weil sie darin die große Hilfe erkennt, auf ihrem Weg ins Licht, zu Gott ihrem Vater, einen vielleicht entscheidenen Schritt voranzukommen.
In diesem Zusammenhang wurde das Gedicht „Das Leben, das ich selbst gewählt habe‟, und das Hermann Hesse zugeschrieben wird (was aber nicht gesichert ist), zitiert. Es hat uns allen so gut gefallen und gibt in seiner Kürze dennoch die große „Bandbreite‟ des Für und Wider einer (Re-)Inkarnations-Entscheidung wieder, daß wir uns entschlossen haben, es an dieser Stelle zu veröffentlichen.
(*) Eine Möglichkeit besteht darin, das Voranschreiten, die Weiterentwicklung der Seele dadurch zu fördern, indem ihr eine Schau in den „geöffneten Himmel‟ gestattet wird, was dann eine sehr starke Sehnsucht zur Folge haben kann, dieser bedingungslosen, unendlichen Liebe näherzukommen.
Das Leben, das ich selbst gewählt
Eh‘ ich in dieses Erdenleben kam,
ward mir gezeigt, wie ich es leben würde.
Da war die Kümmernis, da war der Gram,
da war das Elend und die Leidensbürde.
Da war das Laster, das mich packen sollte,
da war der Irrtum, der gefangennahm.
Da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,
da waren Haß und Hochmut, Stolz und Scham.
Doch war da auch die Freude jener Tage,
die voller Licht und schöner Träume sind,
wo Klage nicht mehr ist und nicht mehr Plage,
und überall der Quell der Gaben rinnt;
wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,
die Seligkeit des Losgelösten schenkt,
wo sich der Mensch, der Menschenpein entwunden,
als Auserwählter hoher Geister denkt.
Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,
mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel,
mir ward gezeigt die Wunde, draus ich blute,
mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.
Und als ich so mein künftig‘ Leben schaute,
da hört‘ ein Wesen ich die Frage tun:
Ob dies zu leben ich mich traute,
denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.
Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme -
„Dies ist das Leben, das ich leben will!‟,
gab ich zur Antwort mit entschloss‘ner Stimme
und nahm auf mich mein neues Schicksal still.
So ward geboren ich in diese Welt,
so war‘s, als ich ins neue Leben trat.
Ich klage nicht, wenn ‘s oft mir nicht gefällt,
denn ungeboren hab‘ ich es bejaht.