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Wo sind all die Jünger hin?

 

 

Umfragen zeigen, dass 51 Prozent der US-Amerikaner behaupten, Christen zu sein. Aber wenn sie in der Mehrheit sind, warum prägen sie ihr Land so wenig? *)… Eigentlich sollten die US-amerikanischen Christen das Böse in ihrem Land zu­rückdrängen und christlichen Werten mehr Geltung verschaffen. Aber seit 20 Jah­ren sta­gniert zum Beispiel der Gottesdienstbesuch ...

Sie fragen sich, wie das sein kann? Ich glaube, ich habe eine Antwort. Das Pro­blem liegt vielleicht schon in unserer Selbstbezeichnung. Jesus hat uns nie aufge­fordert, ,,Christen“ zu sein. Er rief die Men­schen vielmehr auf, ,,seine Jünger“ (oder ,,seine Nachfolger“) zu werden. Es gibt einen großen Unter­schied zwischen einem ,Jünger“ (oder ,,Nachfolger“) und einem ,,Christen“.

Je nachdem, welche Übersetzung des Neuen Testaments Sie lesen, erscheint das Wort Christ maximal zehnmal, während das Wort Jünger etwa 260-mal auf­taucht. Jünger bedeutet ,,jemand, der lernt und nachfolgt“; es geht dabei um etwas, das sich hier und jetzt, in der Gegenwart, vollzieht und andauert. Jünger sind Menschen, die ihren Glauben täglich neu leben. Menschen, die mit dem Nahen Osten ver­traut sind, verstehen die Unterscheidung zwischen ,,Christ“ und ,,Jün­ger“.

Ronnie, ein an Jesus als Messias glaubender Jude, den ich in Israel kennenlern­te, sagte mir einmal: ,,Tom, sei so gut und benutze nicht das Wort Christ, wenn du hier bist.“ Dergleichen war mir da­mals neu. Ich fragte ihn also, was er meinte.

Ronnie erwiderte: ,,Hier im Nahen Osten bedeutet das Wort nicht das, was du meinst. Im Libanon sind die ,Christen‘ eine politische Partei. Die Leute denken bei dem Wort auch an die Kreuzzüge. Da kom­men zig Vorurteile hoch. Bitte be­nutze stattdessen die Ausdrücke Gläubiger oder Menschen, die Jesus nachfolgen. Oder, noch besser, Jünger."

Um die Art Jünger oder Jüngerin zu werden, die Ronnie meint, brauchen Sie nicht in den Nahen Osten zu ziehen. Wenn Sie darauf achten, wo Gott gerade wirkt, können sie dort ein Jünger werden, wo Sie sind.

 

Auszug aus dem Buch von Tom Doyle und Greg Webster:

Träume und Visionen, Brunnen-Verlag

 

 

*) Anmerkung, damit kein falscher Eindruck entsteht: Das gilt nicht nur für Amerika