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Ein sicheres Rezept: So wird jedes Gebet erhört


 

 

Zugegeben, der Titel ist ein bißchen herausfordernd, aber wirklich nur ein bißchen. Gerade so viel, um beim Lesen der Überschrift ein kurzes Innehalten zu erzeugen, eventuell ein kleines Stirnrunzeln, viel­leicht aber auch – und das wäre die schönste Reaktion –, um das Interesse zu wecken: „Das möchte ich wissen, wie das geht oder gehen soll.“ Es handelt sich also nicht um eine Glosse, sondern um einen ernstgemeinten Beitrag.

Es gibt tatsächlich kein besseres Rezept als das hier beschriebene, weil es mit absoluter Zuverlässig­keit wirkt. Wir alle kennen es, wir alle haben es schon oft im Leben selbst formuliert und in die Worte gefaßt: Dein Wille geschehe. Und wir haben uns alle schon gewundert über die vielen Nichterhörungen (wie es uns schien), waren enttäuscht, voller Mißmut, Ungläubigkeit und manchmal auch Verzweiflung. Wo lag und liegt der Fehler? Und wie kann man Enttäuschungen vermeiden?

Wenn wir um etwas bitten, steckt natürlich der verständliche Wunsch dahinter, daß sich die Bitte er­füllen möge. Das ist durchaus legitim, schließlich richten wir unser Gebet an einen liebenden Vater, der sich nichts sehnlicher wünscht, als daß es Seinen Geschöpfen gut geht. Und hier wird wohl das große Mißverständnis liegen.

Wir wissen oft nicht wirklich bzw. haben eine andere Auffassung von dem, was gut für uns (oder den anderen) ist. Entsprechend unseren Vorstellungen formulieren wir unsere Bitte und legen sie dann in ei­ner mehr oder weniger tiefen, vertrauensvollen Hingabe in die Hände Gottes. Insofern stellt das, was sich daraus ergibt, immer eine Mischung aus eigenem Wünschen und Wollen a) und dem „Anteil Got­tes“ b) dar. Unsere Freude oder unsere Enttäuschung hängt somit stets von dem Verhält­nis zwischen a) und b) ab. Und dieses Verhältnis bestimmen wir selbst.

Wenn unsere Worte „Dein Wille geschehe“ nicht nur eine Floskel sind, sondern die Bedeutung haben von „Herr, laß Deinen Willen am mir geschehen“ – was nicht selten Mut erfordert –, dann erhöhen wir damit den „Anteil Gottes“ (b) auf bis zu 100 % und schrauben gleichzeitig unseren Anteil des Wün­schens und Wollens (a) zurück. Wie weit, das ist in unserem Vertrauen gegründet. Ob wir das wirklich wollen, liegt auch bei uns; ebenso auch, ob wir es können, weil wir es schon „geübt“ und aufbauende und stärkende Erfahrungen mit Gott gemacht haben.

Vorsicht Falle: Lediglich ein Gebet mit den Worten abzuschließen, daß Sein Wille geschehen möge (weil das einfach dazu gehört, und man es so gelernt hat), kann oder muß zu Enttäuschungen führen, weil dann der Erwartungsanteil noch sehr hoch ist. Seit 2.000 Jahren betet der christliche Teil der Menschheit diesen Satz, ohne das eigene Verhalten an dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe auszu­richten. Ist der Zustand der Welt und das, was sich ab­zeichnet, daher so von Gott gewollt, weil man im­mer darum gebeten und dafür gebetet hat?

Sein Wille geschieht indirekt immer dann – und zwar durch das Gesetz von Ursache und Wirkung –, wenn der Mensch sich durch sein Verhalten Gottes Geboten nicht unterstellt. Wenn er dies jedoch tut, wird er direkt durch das Gesetz der Liebe geführt und nicht oder immer weniger auf Umwegen über Saat und Ernte.

Wenn wir also das, was wir uns wünschen, aus einem kindlichen Herzen und in tiefstem Vertrauen Gottes hin, bitten wir gleichzeitig darum, daß Sein Wille geschehen möge! Und da Sein Wille über allem steht, wird sich Sein Wille an uns erfüllen, und zwar so, wie es für uns am besten ist. Damit ist unser Gebet erhört worden.

Ob das mit unseren Vorstellungen übereinstimmt, ist eine andere Frage. Regt sich, menschlich ver­ständlich, in uns Unverständnis, Unmut oder gar Widerstand, könnten wir uns die Frage stellen, in wel­chem Verhältnis a) zu b) stand oder steht. Es geht nicht darum, dieses Verhältnis in irgendeiner Weise zu bewerten. Wir haben den freien Willen. Aber es kann uns darüber etwas sagen, inwieweit wir schon wil­lens oder in der Lage sind, unseren eigenen Anteil zu Gunsten des Anteils Gottes zu reduzie­ren. Je bes­ser uns das gelingt – falls wir das überhaupt wollen –, um so öfter werden wir auch das Ge­fühl in uns entwickeln, daß Gott unsere Gebete hört und erhört. Und natürlich: Daß Er keinen Fehler macht.

Ein ehrliches „Dein Wille geschehe“ heißt auch gleichzeitig: Ich habe mich für Dich entschieden. Es heißt nicht: Jetzt gibt es nichts mehr zu lernen, jetzt haben alle Schwierigkeiten und Probleme ein Ende. Wer sich für eine bestimmte Schule entscheidet, weil er das Gefühl hat, dort in guten Händen zu sein, gute und einfühlsame Lehrer und eine friedliche, freundliche Atmosphäre anzutreffen, der tut das ja auch nicht mit dem Wunsch, nun nichts mehr lernen zu müssen. Im Gegenteil: Er hofft, daß er hier die besten Voraussetzungen für ein Weiterkommen findet. Bei unserem himmlischen Vater brauchen wir nicht zu hoffen; auch zu glauben ist nicht genug. Wir dürfen es wissen. Das macht die Sache ungleich leichter.

Hans Dienstknecht

 

 

PS: Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, weil das Thema ab und zu und immer mal wieder an­klopft. Wie jeder mache ich meine Erfahrungen. Und weil ich gerade wieder ein bißchen „übe“, stand das wohl auf der Tagesordnung …