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Krankenhaus „Made in Sri Lanka“

 

Lina und Ritchie sind alte Freunde von uns. Seit vielen Jahren leben sie wieder in Sri Lanka, der Heimat von Ritchie …“

So beginnt der Artikel „Sri Lanka: So geht Nachbarschaft“, den ich vor einiger Zeit unter „Lesenswertes“ auf unserer Seite www.aus-liebe-zu-gott.de veröffentlicht habe.

Vor ein paar Tagen schrieb mir Lina, dass sie sich in einem Krankenhaus einer Operation unterziehen musste. Ich gebe Auszüge aus ihrem Brief an dieser Stelle wieder.

Gewiss ist an unserem Gesundheitssystem vieles verbesserungswürdig, aber wenn man gelesen hat, was Lina schreibt, kann eigentlich nur Dankbarkeit darüber aufkommen, wie es in unseren Krankenhäusern – bei aller berechtigten Kritik – aussieht.

 

Ich habe mich erkundigt, wo ein guter Arzt ist. Dann bin ich zu ihm gegangen. Er hat mir einen Termin im Krankenhaus von Badulla (Sri Lanka) gegeben für 8.00 Uhr morgens. Da wir 2 Stunden Fahrt haben, sind wir um 6.00 Uhr losgefahren. Als wir im Krankenhaus ankamen, waren da schon etwa 1000 Leute im riesigen Warteraum. Ritchie fand heraus, wo wir uns anstellen mussten. Dort wurde ihm erklärt, dass er zuerst ein Heft kaufen muss. Darin wird später alles eingetragen, was gemacht wird.

Als er das hatte, waren wir die Nummer 60 bei unserem Arzt. Da waren noch viele andere Ärzte. Es ist mir ein Rätsel, wie man so viele Leute alle auf einen Termin einbestellen kann. Aber es ist so.

Auf den 30. November 2019 wurde ich wieder einbestellt, um operiert zu werden. In dem großen Saal, wo ich hinkam, sind 60 Betten. Fast jedes Bett ist doppelt belegt. Es sind also so etwa 110 Frauen in diesem Saal untergebracht. Auch ich teilte mit einer anderen Frau das schmale Krankenhausbett.

Dazu kommt noch, dass fast jede Frau eine Betreuerin dabei hat, die ja auch irgendwo schlafen muss. Betreut wird man nicht vom Krankenhauspersonal. Alle Betreuerinnen haben eine Matte dabei, die sie nachts unter dem Bett ausbreiten, um dort zu schlafen. Da aber in fast jedem Bett zwei Personen liegen, ist der Platz unter dem Bett doch zu eng. Darum liegen in der Nacht in den Gängen auch noch Betreuerinnen. Ich habe auch eine, sie hilft mir bei allem und ist sehr freundlich.

Ich bin die einzige Weiße hier. Darum falle ich schon auf. Rund um mein Bett stehen andere Frauen. Sie haben ihre Namen aufgeschrieben. Aber sie sind so schwierig. Ich kann sie mir nicht merken. Wir können nicht miteinander sprechen, aber wir lachen miteinander und machen Faxen mit den Händen.

Inzwischen sind einige Tage vergangen. Die Operation ist gemacht. Zum Schreiben bin ich nicht mehr gekommen. In so einem riesigen Raum ist immer etwas los. Mit den Frauen rund um mich habe ich ein freundliches Verhältnis.

Da das Krankenhaus so voll ist, werde ich frühzeitig entlassen. Ich bin sehr schwach.“

 

Zeichnung Lina

 

Lina hat eine einfache Zeichnung angefertigt, wie man sich das „Krankenzimmer“ vorzustellen hat.

 

„Dies ist ein Ausschnitt“, heißt es in ihrem Brief. „Alle 60 Betten hätten auf einer Seite einer Zeichnung gar keinen Platz. Die Frauen waren alle krank, aber sie waren sehr freundlich. Wenn man das nicht selber erlebt hat, ist es schwer zu glauben, dass dies ganz normal ist.“

Es gibt aber auch noch andere Krankenhäuser in Sri Lanka. Man hatte ihr empfohlen, dass sie ihr Herz untersuchen lässt. „Das habe ich in einem privaten Krankenhaus gemacht“, schreibt sie. „Der Unterschied ist enorm. Es ist so schön wie ein deutsches Krankenhaus. Beim staatlichen Krankenhaus muss man nichts bezahlen. Es gibt auch keine Krankenkasse. Beim privaten muss man jede Kleinigkeit extra bezahlen.“ Das macht natürlich einen gewaltigen Unterschied.

Inzwischen sind fast 2 Monate vergangen, seitdem Lina entlassen wurde. Es geht ihr relativ gut, aber die Erinnerungen an ihren Krankenhausaufenthalt „Made in Sri Lanka“ werden sie noch lange beschäftigen.